Festrede zum 600-jährigen Jubiläum Särchen/ Annahütte 12.5.2018

gehalten von Petra Quittel Stellvertretende Ortsvorsteherin, Mitglied Festkomitee.

 

Liebe Bürgerinnen und Bürger, werte Gäste unseres Ortes Annahütte, 

Ein Ortsjubiläum ist ein hervorragender Anlass für einen Brückenschlag von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Bei der Vorbereitung und Gestaltung dieser Jubiläumsfeier zeigte sich der Zusammenhalt und das Leistungsvermögen unseres Ortes Annahütte. Im September 2016 gründete sich dazu das Organisationskomitee 600 Jahre Särchen/ Annahütte. Alle Vereine und unsere gemeindlichen Einrichtungen kamen an einem Tisch zusammen und man entschied sich getreu dem Motto „Zusammen halten- gemeinsam feiern“ alle Jubiläen 2018 in ein gemeinsames Festprogramm zu packen. Dank dieser Zusammenarbeit wird uns eine würdige Jubiläumsfeier, in der wir mittendrin sind, gelingen. 

 

„Nichts ist gewaltiger als der Mensch“, mit diesen Worten des alten Sophokles lässt sich die Geschichte unseres Ortes Annahütte wohl sehr treffend beschreiben, denn der Mensch machte aus einer sumpfigen Bauergegend ein Dorf mit industrieller Geschichte. 

 Der Ort Särchen wurde am 11. Mai 1418 als "Serchin" erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname lässt sich vom slawischen "zari" ableiten, der einen Ort bezeichnet, der durch Brandrodung entstand. 

 

Die Entwicklung des Dorfes war über Jahrhunderte hinweg durch häufige Verpfändungen und Besitzwechsel geprägt. Klein waren damals die Städte, kleiner und geringer an Zahl die Dörfer aber unendlich die der Forste. Sumpf und Moorflächen durchzogen einst Särchen, die Flüsse waren unreguliert und hie und da stand ein Mühlrad. Nachts war alles noch still und dunkel.  Es gab im 15./16 Jahrhundert ungefähr 15 u-förmig angelegte Bauerngrundstücke und 2 Gärtner im heutigen Dorfplatz.  Im 18./ 19. Jahrhundert fand man schon drei Mühlen, die Hänzkamühle, die Herren und die Dorfmühle bei Müllers. Namensgleichheiten mit jetzigen Bewohnern lassen hier einen langen Stammbaum vermuten.

 

Vor dem Einzug der Industrie hatte Särchen ca. 150 Einwohner, keine Schule, keine Kirche, keinen Friedhof. Dies alles erledigte man im Nachbarort Klettwitz. Die Bauer schlachteten selbst ihr Vieh, buken ihr Brot, webten die Leinewand, Wasser entnahm man aus den Brunnen der Gehöfte.  Arzt und Apotheke befanden sich in Ruhland. Aber man besaß in Särchen selbständiges Braurecht. Leibliches Wohl und Gerstensaft waren schon damals ein besonderes Privileg, was den Särchener am Herzen lag.  In Senftenberg und Finsterwalde betrieben die Särchener Handel und nutzten diese Märkte zum Einkauf. 

Mit der ersten Entdeckung von Kohlevorkommnissen in der Umgebung bei Poley und Klettwitz änderte sich das Leben der Särchener entschieden. Es ist aus Unterlagen bekannt, dass 1852 der Besitzer der Hänzkamühle bei Särchen eine Kohleförderung betreibe. 

 

Danach ging es Schlag auf Schlag, eine Grube nach der anderen wurde betrieben, die Minna, die Grube Emilie1 und 2, die Grube Henriette, die Grube von Görne1, und, und, und. Die Kohle wurde zumeist anfangs unter Tage gefördert. 

Kohle sollte unseren Ort noch sehr viele Jahre bestimmen im Guten wie im Schlechten.  Das Auffinden von Quarzsand und die Nähe des Feuerungsmaterials ließ auf Särchener Gemarkung 1863 eine Glashütte entstehen mit einem Schmelzofen. Man stellte hauptsächlich Lampenartikel her. Ebenso entstand 1863 eine Ziegelei auf Grund von Tonerdevorkommen. 1865 schmelzen schon zwei Ofen Glas, aus jener Zeit stammt auch der Ausdruck Roter Strumpf, eine Wohngegend in dem Glasmacher aus Böhmen wohnten, die rote Strümpfe trugen.

 

Major von Görne   kaufte 1872 die Emilienhütte und benannte sie ein Jahr darauf nach seiner Frau Annahütte. 1896 wird eine Glasmalerei und 1903 eine Glasschleiferei errichtet. Glasprodukte wurden weltweit verkauft hauptsächlich nach England, seinen Kolonien aber auch bis nach Japan. Heute nennt man das globales Handeln. Kohle dagegen verblieb im Inland.

Das Jahr 1884 ist ein Markstein in der Geschichte des Ortes Särchen. Der geheime Kommerzienrat Heye aus Hamburg kaufte in Särchen alle industriellen Unternehmungen, baute viele aus und entwickelte sie im Laufe der Jahre weiter und weiter. Ein Entwicklungsmeilenstein war der Bau der Eisenbahn Schipkau Finsterwalde (genannt die Schippchenbahn) mit einem Bahnhof in Annahütte. Die industrielle Entwicklung im Ort stieg rasant in die Höhe, zahlreiche Geschäfte zeugen von einer regen Betriebsamkeit. Die Einwohnerzahl stieg mit der Entwicklung der Industrie und von nah und fern kamen Gastarbeiter. Wohnraum war nötig und so schuf man 1890 die Glaswerksiedlung Annahütte. 

 

1888 wurde zur Beschäftigung der Arbeiter in der Freizeit der erste Turnverein in Annahütte gegründet. 1913 kam dann der Fußball hinzu. In späteren Jahren sollten dann noch Radsport, Schach, Handball und Kegeln hinzukommen, Auch der Bau der Badeanstalt ließ die Bürger sich sportlich betätigen. Heute ist es das Kinderfreizeitzentrum Ökotanien, eine gute Nachfolge.  Bis heute gibt es in Annahütte einen Sportverein mit den Sektionen Fußball und Schach. 1970 nach Schaffung verschiedener Seen in der Umgebung wurde der Angelverein gegründet, der bis heute aktiv ist. Doch nicht nur sportlich war betätigte man sich, Särchener und Annahütter sagen auch gern und tauschten sich in Schänken häufig politisch aus. Beides passt hervorragen zum karnevalistischem Treiben. 1948 gründeten unverdrossenen Karnevalisten den KCA 48. Eine kulturelle Bereicherung in ganz Annahütte und Umgebung und bis heute mit viel Anstrengung und Kraft im Betrieb. Nur zwei Mal fiel in Annahütte eine Saison aus, einmal wegen eines Bergwerksunglücks und einmal, weil Armisten bei strengem Winter 1979 das Clubhaus, die Residenz des KCA, bezogen. Die 70. Saison haben die Karnevalisten schon fast würdig hinter sich gebracht und trotzdem noch viele gute Ideen für weitere. 

 

Im Jahr 1913 wurde die Annahüter Freiwillige Feuerwehr mit 14 Männern gegründet. Ihre erste Bewährungsprobe bestanden die Feuerwehrmänner bei einem Großbrand in Lug, mit einer Anfahrzeit von nur 30 Minuten. Im September 1913 entstand in der Bahnhofstraße das erste Spritzenhaus. Seit 1966 gibt es die Arbeitsgemeinschaft junge Brandschutzhelfer, heute nennt man das Jugendfeuerwehr. Und davon hat Annahütte eine bestens organisierte und zahlenmäßig starke. Aber auch die Großen sind eine einsatzstarke Truppe mit Mann und Frau, nicht zu vergessen ihre Ehrenabteilung mit langgedienten Feuerwehrmännern und Frauen. Blies man zur Alarmierung 1913 noch das Horn, so sendet man heute digitale Alarmrufe. Wegzudenken ist die FFW aus Annahütte nicht mehr, ist sie doch bei allen Festen, Feiern und besonderen Situationen vor Ort oder besser im Einsatz.

 

Das Bildungswesen in Särchen bestand bis 1872 nur aus einer kleinen Familienschule, die 1868 gegründet wurde (vor 150 Jahren) Die Särchener Kinder wurden anfangs nur von einem Lehrer unterrichtet. Die wachsende Kinderzahl auch der Annahütter Kolonie bewog den Kommerzienrat Heye eine eigene, Annahütter, Schule 1893 zu bauen. Ein Klassenraum dieser alten Schule von Annahütte diente den Bürgern als Betsaal.  Die Industrie wuchs schnell in Annahütte, die Kinderzahl ebenso. So wurde der Neubau einer Schule notwendig. Ostern 1913 bezogen 600 Schüler aus Särchen und Annahütte das neue schmucke Schulgebäude in der Bahnhofstraße, was als Besonderheit den separaten Sanitärtrakt hatte. Und noch heute laufen kleine Kinderfüße auf der über 105 Jahre alten Schultreppe, nur das die Kinderzahl heute nur 130 ist. Wir Annahütte sind stolz und auch froh über unsere Schule im Ort mit dem Namen „Blauer Planet“ welcher auch für Kinder und Lehrer Verpflichtung ist. Die umfassende Sanierung und ständige Verbesserung der Lernbedingungen sorgt für ein gutes Schulklima, wofür die Schule der Gemeinde sehr dankbar ist. 

 

Aber Kinder sind vor ihrem Schulalter ja auch mal klein. Die Gründung des 1. Kindergartens ist mir nicht bekannt. Sicherlich lief es auch in Särchen und Annahütte so wie vielerorts. Oma passte auf die kleinen auf. Bekannt aber ist, das in der ehemaligen Menage, einem Arbeiterwohnheim mit Essenversorgung, 1953 die ersten Kinder in den Betriebskindegarten des VEB Glaswerk Annahütte einzogen. Mittwoch feierte man dementsprechend ein schönes Kinderfest zum 65.jährigem Jubiläum.

 

Ich sprach schon kurz vom Betsaal in der alten Schule Annahütte. Dem Kommerzienrat Heye verdankt man den Bau der Kirche welche am 27. Juni 1905 eingeweiht wurde. Den Namen Henriettenkirche bekam sie von der Gattin des Kommerzienrates. Pfarrlich betreut wurde und wird die Kirche vom Pfarrer in Klettwitz. Die Kirche überstand alle Wirren der Zeit, Krieg und eventuelle Abbaggerung. Der Förderverein Annahütte -Lausitz e.V. gegründet am 25. Juni 1998 von engagierten Annahütter Bürgerinnen und Bürgern sorgt seitdem für den Erhalt der Kirche mit umfangreichen Sanierungsarbeiten. Grund der damaligen Vereinsbildung war aber auch, dazu beizutragen, unseren Ort, der durch den Wegfall des Glaswerkes nach 1995 vor allem für junge Leute an Attraktivität verloren hat, wieder lukrativer zu machen. Viele Veranstaltungen beweisen das, ein schönes Beispiel für Zusammenhalt ist das traditionell am 3. Advent stattfindende Weihnachtstreiben vor der Kirche, dieses Jahr zum 21. Mal.

 

Mein Weg ging jetzt rasant von 1880 zu 1998 im Schnelldurchlauf mit allen Jubilaren. Aber erwähnenswert ist unbedingt die Zeit um den 2. Weltkrieg. Am 24.1. 1938 vor 80 Jahren verfügten Nationalsozialisten das der slawische Name Särchen gestrichen wird und der Ort zukünftig nur noch Annahütte heißt. Im 2. Weltkrieg gab es in Annahütte zahlreiche Bombenangriffe, Männer wurden Soldaten, Frauen mussten in die Industrie. Sowjetische Truppen besetzten den Ort 1945. Annahütte wurde kampflos übergeben, was sicherlich vielen das Leben und ihr Hab und Gut rettete. Doch der Krieg schlug anders zu. Als Reparationszahlung an die Sowjetunion wurden die Brikettfabriken Heye 2 und Waldmannsheils demontiert. Unter den damals 3594 Annahütter Einwohnern waren 828 Flüchtlinge. Geblieben im damals reichen Industriestandort ist nur das Glaswerk. Doch die Annahütter rauften sich zusammen und mit Tatkraft baute man das eine Glaswerk wieder auf, welches auch später über die Grenzen des Kreises bekannt geworden ist. Viele Jahre prägte Annahütter Bleikristall das Geschicke des Ortes.

 

Aber auch die Kohle holte uns wieder ein.  Annahütte hat noch reichlich Kohle unter sich und sollte abgebaggert werden. Dies verhinderte viele Investitionen im Ort. Mit der politischen Wende und der Entscheidung, das Annahütte nicht der Kohle zum Opfer fallen soll, veränderte sich das Leben abermals. Viele Menschen folgten dem Ruf der weiten Welt und zogen weg aus Annahütte. Ein Grund dafür war auch der Verlust des Arbeitsplatzes in der Glasindustrie, denn das Werk wurde 1990 abgewickelt. Der Einzelhandel schrumpfte rapide, fehlten doch fast 2/3 der ehemaligen Einwohner. Aber auch diese Zeit überstand dank Willen, Einsatz und Menschenkraft der Ort Annahütte. Die Dagebliebenen begannen ihre Häuser nach ihren Wünschen herzurichten. Einige kleine Geschäfte schafften die Wendewirren. Aber auch neue Standbeine wuchsen in Annahütte. So ist nach Kohle und Glaswerk heute ein Seniorenzentrum der größte Arbeitgeber. Und mit der Verschönerung des Ortes, den Einsatz der Gemeinde auch für unseren Ort bei der Sanierung von Straßen, der Schule, der Kita der FFW lebt es sich gut in Annahütte. Zeichen dafür ist, das viele junge Leute hierbleiben wollen oder wiederkommen. 

 

Die Natur hat sich erholt und alle durch Menschenhand geschaffenen Veränderungen bewältigt. Beachten wir dies, erhalten wir Annahütte als einen Ort wo es sich gut leben lässt und verändern wir sanft was wir zum Guten tun können. Und etwas Bleibendes in Erinnerung an die Geschichte des Ortes, und sei es noch so banal ist die Umbenennung der Bushaltestelle auf dem Dorfplatz. Särchen hat dort seinen richtigen Platz wiedergefunden. Denn da steht die Wiege, der Beginn unsere Särchen/Annahütter Geschichte.

 

Lassen Sie uns heute aber erstmal zusammen feiern, lassen sie uns gemeinsam an alte Zeiten erinnern, in der Schule oder der Feuerwehr. Tauschen sie sich aus in der historischen Ausstellung in der Kirche, wo sie noch viel mehr Informationen zu Annahütte erhalten, als ich heute erzählen konnte. Und machen Sie unbedingt den Ortsrundgang mit unseren Begleitern, denn da erfahren sie viele kleine Details aus Annahütte. Wir als Festkomitee wünschen Ihnen dabei viel Freude und erzählen Sie das Erfahrene unbedingt ihren Kindern weiter, sonst ist das geschichtliche Wissen später einmal verloren. Und da man nicht alles in seinem Kopf behalten kann, haben wir es aufgeschrieben. Es entstand ein liebevoll gestaltetes Festheft. Dort finden sie alle Daten und Fakten zu Annahütte und so manches Anekdötchen dazu.

 

Ich als geborene Annahütterin und wieder zugezogene Annahütterin bin stolz auf meinen Ort und die Menschen, die hier leben. Ich möchte hier alt werden, die Chance habe ich ja. 



Henriettes Orgelpfeifen sind dran

Förderverein plant Restaurierung im Herbst / Erstmals Pfingst-Festival vor der Kirche

ANNAHÜTTE Auf dem Kirchturm von Henriette funkelt draußen die frisch vergoldete Krone. Drinnen muss am alten Glanz noch gearbeitet werden. Die von der eindringenden Nässe beschädigte Kirchenmalerei wird noch im Frühjahr erneuert. Für die Orgel-Restaurierung hat derFörderverein das Geld noch nicht zusammen. Mehrere Tausend Euro fehlen.

Für die Orgel mobilisieren sie alle Kräfte: der neue Fördervereins-Vorsitzende Jörn Erbert (r.), sein Stellvertreter Antonius Kersten und Friedhelm Noack, der den Verein 16 Jahre gesteuert hat.
Foto: Rasche/str1

Die historische Voigt-Orgel aus dem Jahr 1920 versteckt sich hinter einer großen schwarzen Bauplane. "Die wollen wir spätestens im Herbst lüften", erklärt der frisch gewählte neue Vorsitzende des Fördervereins, Jörn Erbert. Durch das Mauerwerk des Turmes eindringende Nässe hat letztlich auch der Orgel geschadet. Von den großen Wasserflecken im Inneren ist Putz herabgerieselt. Der hat sich in Henriettes Orgelpfeifen festgesetzt. Vom historischen vollen Klangbild ist nicht mehr viel übrig.

Nach der aufwendigen Sanierung des Turms im Vorjahr geht der Förderverein nun ans Werk, die Folgeschäden zu beheben. Die von aufblühenden Salzen zerstörte kostbare Innnenmalerei kommt als Erstes an die Reihe. Ein Restaurationsbetrieb aus dem Sächsischen hat den Auftrag bereits erhalten. Die Arbeiten starten noch im Frühjahr. Für die ebenfalls notwendige Orgel-Reparatur sind erneut mehrere Tausend Euro Kosten veranschlagt. Geld, das der Förderverein auf Anhieb allein nicht aufbringen kann. Auf der Suche nach Ideen, den Spendentopf zu füllen, will der Verein Neues ausprobieren. "Die vielen kleinen Veranstaltungen mit wenigen Besuchern haben wir gestrichen", erklärt Jörn Erbert, der seinen langjährigen Vorgänger Friedhelm Noack "beerbt". Aus gesundheitlichen Gründen hat der 74-Jährige den Staffelstab weitergegeben. Neu im Annahütter Veranstaltungskalender des Fördervereins ist das Celtic Folk Festival am Pfingstsonnabend. Neben dem traditionellen Weihnachtstreiben, für das Annahütte weit über die Gemeindegrenzen hinweg bekannt ist, soll das Festival eine zweite große Hausnummer des Vereins werden. Bei der Premiere am 7. Juni sind vier Bands und die Musikerin Fil Campbell aus Irland dabei. Keltische Legenden, irischer Stepptanz, original schottische Dudelsäcke und Whisky-Verkostungen sorgen für ein stimmungsvolles Erlebnis vor der Kirche.

Im Internet: foerderverein-annahuette.de

Andrea Budich

Lausitzer Rundschau vom 16. April 2014


 

Henriette schmückt sich mit einer goldenen Krone

Annahütter Kirchturm nach aufwändiger Sanierung neu bekrönt

ANNAHÜTTE Die Spitze der Henriettenkirche in Annahütte ist in 37 Metern Höhe am Mittwoch neu bekrönt worden. Mit restaurierter und frisch vergoldeter Kugel, Wetterfahne und Strahlenkreuz, die seit 108 Jahren Wind und Wetter standhalten mussten.

Die neue Kirchturmspitze ist aufgesetzt, bestehend aus Kugel, Wetterfahne und Strahlenkreuz – alles frisch vergoldet und für die nächsten 100 Jahre restauriert.
Foto: Steffen Rasche/str1

Als Restaurator Bernd Kirchner nach über siebenstündigem Tagwerk die goldene Kugel samt Wetterfahne und Strahlenkreuz am Mittwoch auf die Kirchturmspitze setzt, reißt über Annahütte sogar der wolkenverhangene graue Novemberhimmel auf. Der ruppige Wind lässt spürbar nach und der Himmel zeigt sich in schönstem Blau. Friedhelm Noack und Jörn Erbert vom Förderverein genießen den Augenblick und sind fasziniert vom güldenen Anblick. "Unsere Kirche gehört ins Dorf und wir wollen sie erhalten", sagt Friedhelm Noack zufrieden. Er spricht dabei den 19 Mitgliedern des Fördervereins, die vor 15 Jahren angetreten sind, damit die Kirche nicht verfällt, aus dem Herzen. Mit der Bekrönung endet die fünfmonatige aufwendige Sanierung des Turmes der Henriettenkirche. Restarbeiten sollen noch bis zum Winter erledigt sein. Henriette ist damit wieder dicht, sämtliche Dach- und Mauerwerksschäden behoben, sodass keine Feuchtigkeit mehr die kostbare Wandausmalung im Innern beschädigen kann.

Den Inhalt der kupfernen Schatulle, die im Bauch der Kugel verschwindet, hat Vereinsvorsitzender Friedhelm Noack zusammengepackt. Münzen aus der Kaiserzeit, Dokumente zum Kirchbau aus dem Jahre 1905, eine Dokumentation zur Entwicklung von Annahütte von 1905 bis 2013, Euro-Geldstücke und die aktuelle Ausgabe der Lausitzer RUNDSCHAU gehören dazu.

Der neue Glanz des Annahütter Kirchturmes gefällt auch Annemarie Glagow und Marlitt Vogel. Die beiden Frauen haben unter ihren Regenschirmen Position bezogen, um jeden Handgriff genau zu verfolgen. Den feierlichen Akt wollten die Zwei auf keinen Fall verpassen. "Annahütte hat sich rausgemacht. Als ich vor 15 Jahren hergezogen bin, war alles noch grau in grau", spart Marlitt Vogel nicht mit Lob.

 

Vereinschef Friedhelm Noack (l.) und Restaurator Bernd Kirchner befüllen die kupferne Hülse mit historischen Münzen, Plänen, Dokumenten und der aktuellen Ausgabe der Lausitzer Rundschau.
Foto: str1

Der Kirchturm ist für Annahütte in den vergangenen Monaten ohnehin zum Symbol des Zusammenhalts geworden. Für die Rettung der Kirche als kulturelles Zentrum des Schipkauer Ortsteiles sind zahlreiche Kräfte mobilisiert worden. Dazu gehörte auch eine spontane Spendensammlung, die über 1000 Euro erbrachte. Schipkau als Eigentümerin hat erfolgreich in den europäischen Fördertopf der ländlichen Entwicklung gegriffen und zudem aus dem Gemeindehaushalt einen Zuschuss lockergemacht. Damit konnten die Baukosten in Höhe von rund 80 000 Euro gemeinsam ge stemmt werden.

Im neuen Jahr will der Förderverein unbedingt die Farbschäden im Kircheninneren in den Griff bekommen. Die eindringende Feuchtigkeit hat große Wasserflecken hinterlassen und aufblühende Salze die Kirchenmalerei beschädigt. Repariert werden muss auch die Orgel, weil der herabbröckelnde Putz in die Pfeifen gerieselt ist. Viel Arbeit also auch nach der großen Sanierung für die Mitglieder des Vereins.

Sobald die Gerüste fallen, will Friedhelm Noack auch die alte Kirchturmuhr wieder in Gang setzen. Das viertelstündliche Läuten hat den Annahüttern in der Bauzeit gefehlt. Und am ersten Adventssonntag stehen nach der Sanierung erstmals wieder die Pforten offen. Der Volkschor Schipkau lädt dann zum Adventssingen ein.

Andrea Budich

Lausitzer Rundschau vom 07. November 2013 


Rettung für den Annahütter Kirchturm

Gerüstbauer angerückt / Mauerwerk wird saniert und kupferne Spitze neu vergoldet

Annahütte. Die dringend notwendige Sanierung des Turmes der Henriettenkirche Annahütte startet.

Die Sanierung der Henriettenkirche Annahütte ist am gestrigen Dienstag gestartet worden.
Foto: Rasche/str1

Die Gerüstbauer sind am gestrigen Dienstag angerückt. Die komplizierten und aufwändigen Mauer-, Putz- und Schmiedearbeiten sollen bis Ende September ausgeführt sein. Beschädigte Ziegel müssen dafür sogar teilweise nachgebrannt werden, wie Bauamtsleiter Martin Konzag bestätigt. Die kupferne Spitze wird abgebaut, restauriert und neu vergoldet. Durch den Mauerwerksschaden am Kirchturm zeigen sich besonders nach dem Starkregen der vergangenen Wochen große Wasserflecken an den Wänden. Aufblühende Salze beschädigen die Kirchenmalerei, der Putz bröckelt ab und rieselt in die Orgelpfeifen. Für die Turmsanierung hat die Gemeinde Schipkau als Eigentümerin erfolgreich in den europäischen Fördertopf der ländlichen Entwicklung gegriffen. Aus dem eigenen Haushalt steuert Schipkau weitere 35 000 Euro hinzu. Für die Rettung der Kirche als kulturelles Zentrum der Gemeinde sind in Annahütte zahlreiche Kräfte mobilisiert worden. Es gab sogar eine spontane Spendensammlung, die über 1000 Euro erbrachte.

ab

Lausitzer Rundschau vom 10. Juli 2013


Fördergeld für Kirchturm Annahütte

ANNAHÜTTE Der Turm der Annahütter Kirche kann saniert werden. Die Freude in den Amtsstuben der Gemeinde Schipkau und der Bürger im Ortsteil selbst über das jetzt zugesagte Fördergeld ist groß. Das nunmehr erfolgreich geschnürte Finanzpaket ist ein echtes Gemeinschaftswerk.

Der Turm wird saniert.
Foto: Konzag

Erfreuliche Post ist dieser Tage Schipkaus Bürgermeister Klaus Prietzel (CDU) auf den Tisch geflattert. Das zuständige Landesamt für die ländliche Entwicklung in Luckau hat die beantragten Fördermittel zur Sanierung des Turmes der Annahütter Henriettenkirche genehmigt. "Damit können die Arbeiten jetzt möglichst rasch starten", erklärt das Gemeindeoberhaupt erfreut über den positiven Bescheid. Rund 55 000 Euro fließen zu diesem Zweck aus europäischen Fördertöpfen, weitere 35 000 Euro stellt die Gemeinde Schipkau aus eigenen Haushaltsmitteln bereit.

Mit dem Geld soll der obere Teil des Annahütter Kirchturmes saniert werden. Die Fugen des Backsteinmauerwerks sind hier im Laufe der Zeit so stark ausgewittert, das in zunehmenden Maße Regenwasser in das Gebäude eindringt. Die Feuchteschäden greifen im Inneren der im Jahr 1905 errichteten Kirche um sich, führen zu Schäden an der Ausmalung und gefährden zuletzt sogar die Orgel. Durch den Mauerwerksschaden zeigen sich große Wasserflecken an den Wänden, aufblühende Salze beschädigen die Kirchenmalerei, der Putz bröckelt ab und rieselt in die Orgelpfeifen.

Neben der Abdichtung des Mauerwerks sind auch Sicherungsarbeiten an der kupfernen Turmspitze geplant. Ebenso sollen Teile der Stahlkonstruktion im Turm gegen weitere Korrosion geschützt werden.

Die frohe Botschaft aus dem Rathaus hat im Annahütter Ortsteil schnell die Runde gemacht. "Mir ist ein ziemlich schwerer Stein vom Herzen gefallen", sagt Ortsvorsteher Horst Pawlik. Für den Erhalt des Kirchturmes hatte es im kleinen Ortsteil der Gemeinde Schipkau eine spontane Spenden-Sammlung in der Park-Apotheke gegeben, die über 1000 Euro erbracht hat. "Der Kirchturm hat uns in der Not zusammengeschweißt und Kräfte mobilisiert", erklärt Pawlik.

Dieser deutliche Wille der Bürger zum Erhalt der Kirche war der Gemeinde zusätzlich ein Ansporn, um für die Fördergelder und den kommunalen Eigenanteil zu kämpfen.

Die Annahütter Henriettenkirche war auf Grund des jahrzehntelangen Daseins im Bergbauschutzgebiet zum Ende der DDR stark verfallen. Durch das Engagement der Einwohner, des Fördervereins Annahütte-Lausitz und der Nachkommen der früheren Glaswerksbesitzer wurde der denkmalgeschützte Bau in mehreren Etappen wieder liebevoll restauriert. Die zum Eigentum der Gemeinde zählende Kirche symbolisiert die Revitalisierung des ganzen Ortes und ist heute wieder Kulturzentrum und Gotteshaus für Annahütte und Umgebung.

Andrea Budich


Kirche schweißt ganz Annahütte zusammen

Spontane Spendensammlung für den Kirchturm erbringt mehr als 1000 Euro

ANNAHÜTTE In der Not halten die Annahütter zusammen. Die Nachricht vom 30 000 Euro teuren Dach- und Mauerwerksschaden am Kirchturm der 107 Jahre alten Henriettenkirche hat im Ort eine Spendenwelle ausgelöst. Eine Sammlung in der Park-Apotheke hat über 1000 Euro erbracht. In die Sammelbüchse wanderten Cent-Beträge des Wechselgeldes und auch große Scheine.

Das Kirchturmdach ist erneut sanierungsbedürftig. Archivfoto: Rasche/str1

Die beiden schüchternen Grundschüler Richard Eiselt und Lukas Quittel stehen mit ihren Sparschweinen in der Park-Apotheke von Claudia Gärtner. "Bei diesem Anblick ist uns warm geworden ums Herz", erzählt die Initiatorin der Sammlung, die vom Apotheken-Fenster aus das kaputte Kirchturmdach immer im Blick hat.

Die zwei waschechten Annahütter Jungen hatten kein Problem damit, ihr Erspartes zu plündern. Die meisten Kunden stecken das Wechselgeld in das große Glas, das gleich neben der Kasse steht. Einige zücken auch Zehner und Zwanziger.

Das Ergebnis macht Friedhelm Noack, den Vorsitzenden des Fördervereins, sprachlos. "Von solch einer Summe sind wir schon überrascht", sagt er bei der Übergabe.

Auch wenn das Geld für die 30 000 Euro teure Reparatur nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, wird es dringend benötigt. Durch den Mauerwerksschaden zeigen sich große Wasserflecken an den Wänden, aufblühende Salze beschädigen die Kirchenmalerei, der Putz bröckelt ab und rieselt in die Orgelpfeifen. Erste konkrete Sanierungsvorschläge liegen nach Abschluss der Untersuchungen auf dem Tisch der Gemeinde Schipkau als Eigentümerin. Geplant ist, dass die Arbeiten im kommenden Jahr anlaufen – eine gefüllte Haushaltskasse vorausgesetzt. "Der Wille der Annahütter zum Erhalt ihrer Kirche ist uns Ansporn", bestätigt Bauamtschef Harald Konzag die intensive Arbeit am Projekt.

 


Regenwasser beschädigt Kirchenmalerei

ANNAHÜTTE Die Westfassade der Henriettenkirche zeigt sich gegenwärtig hinter Baugerüsten versteckt. Grund dafür sind Bauarbeiten an der Fassade und im Übergangsbereich zum Dach.

 
Hinter Baugerüsten versteckt zeigt sich die Henriettenkirche.
Foto: str1

"Seit einigen Monaten beobachteten wir, dass zunehmend Regenwasser in das Innere der Kirche gelangt und hier die Ausmalung beschädigt", berichtet Friedhelm Noack, der langjährige Vorsitzende vom Förderverein Annahütte – Lausitz. Der Förderverein kümmert sich seit 13 Jahren um den Erhalt und die Nutzung der Kirche, die kurioserweise nicht der Landeskirche, sondern der Gemeinde Schipkau gehört.

Mittels des Baugerüstes sind die Problemstellen im komplizierten Übergangsbereich von Fassade und Dach gesucht und beseitigt worden. "Zudem wollen wir Risse im Mauerwerk verschließen", so Noack. Die mit der Denkmalbehörde abgestimmten Arbeiten werden von einem Bauunternehmen aus Annahütte ausgeführt und sollen bis Ende Oktober abgeschlossen sein. Wahrscheinlich fallen noch in dieser Woche die Baugerüste.

Die Reparaturarbeiten kosten mehrere Tausend Euro. Die Finanzierung war nur möglich durch eine größere Spende einer Privatperson aus dem Kreis der Familie Heye. 1872 hatte der Hamburger Kaufmann Friedrich Carl Theodor Heye die damals bei Särchen (heute Annahütte) befindliche Emilienhütte erworben und zu einem führenden Betrieb der Blei- und Behälterglasproduktion gemacht. "Ohne diese Spende hätte der Förderverein die Reparatur nicht bezahlen können", dankt der Vorsitzende.

Die nächste finanzielle Herausforderung kündigt sich indes bereits an. Die Wasserflecken, die sich im Inneren der Kirche gebildet haben, müssen beseitigt und die kostbare Innenmalerei erneuert werden. Die Mitglieder des Fördervereins haben diese Arbeiten für 2012 geplant.

Die Pforten der 1905 erbauten Henriettenkirche öffnen sich am 30. Oktober zur nächsten öffentlichen Veranstaltung. Der Weltenradler Thomas Meixner berichtet in einer spannenden Dia-Show über seine außergewöhnlichen Reise-Abenteuer auf dem Drahtesel.

Andrea Budich

Lausitzer Rundschau vom 20. Oktober 2011


Mönche und Nonnen in Annahütte dicht beieinander

Annahütte Die Henriettenkirche in Annahütte befindet sich gegenwärtig fest in der Hand von Bauarbeitern.

Dahmsdorf (LOS)  

Handwerker des Dachdeckerunternehmens Dietz aus Lauchhammer erneuern hier die komplette Dacheindeckung einschließlich allen Zubehörs. Zuvor hatten bereits Zimmerer eines sächsischen Unternehmens marode Teile des Dachstuhls repariert, teilt Martin Konzag von der Gemeindeverwaltung in Schipkau mit.

Das Dach der vor über 100 Jahren errichteten Kirche war zuletzt so brüchig, dass zunehmend Regenwasser in die Kirche drang und die dortigen Malereien beschädigte. Rund 105 000 Euro wendet nun die Gemeinde Schipkau als Eigentümerin des Bauwerks auf, um diese Entwicklung zu stoppen. Rund zwei Drittel dieser Kosten werden dabei aus dem Förderprogramm "Ländliche Entwicklung" finanziert.

"Mit der kompletten Neueindeckung soll die wertvolle Kirche dann ,ohne Dachschaden’ für die nächsten Jahrzehnte sicher sein", sagt Bauamtsleiter Falk Peschel. "Bis Ende Oktober wollen wir die Arbeiten an diesem durchaus komplizierten Dach beendet haben."

 

Eine Besonderheit ist die in der Region unübliche Art der Dacheindeckung im Mönch- Nonne-System. "Unsere Kirche besitzt damit ein Dach, welches sonst eher in Süddeutschland anzutreffen ist", berichtet Friedhelm Noack vom Annahütter Förderverein. Zusammen mit weiteren Vereinsmitgliedern kümmert sich Friedhelm Noack ehrenamtlich um den Erhalt und die Nutzung der Kirche. "Mönch und Nonne liegen hier bei uns jeweils paarweise auf dem Dach", so Noack schmunzelnd, "doch welcher Ziegel nun Mönch und welcher Nonne ist, ist nicht ganz klar", sagt er schmunzelnd. ko/red

Lausitzer Rundschau vom 02. Oktober 2008


Neue Dacheindeckung kostet mindestens 70 000 Euro

«Henriette» undicht

Die Sanierung der 102 Jahre alten Henriettenkirche liegt dem Förderverein Annahütte-Lausitz besonders am Herzen. Seit seiner Gründung vor zehn Jahren treibt der Verein die Restaurierung voran. «Wenn es den Verein nicht gäbe, hätten wir längst keine Kirche mehr im Ort» , so Bürgermeister Horst Pawlik. Die 20 Vereinsmitglieder sorgten dafür, dass die Ziermauern wieder hergestellt, die Sakristei neu eingedeckt und die rosettenförmigen Bleiglasfenster rekonstruiert wurden. Jetzt aber scheint der Verein vor seiner bisher größten Herausforderung zu stehen: «Henriette» braucht dringend ein neues Dach.

Annahütte-Lausitz  
Der ehemalige Bergmann Friedhelm Noack (68) hat den Hut im Förderverein Annahütte-Lausitz auf. Die immer größer werdenden Wasserflecken auf den verzierten Seitenflächen der Henriettenkirche lässt den geborenen Annahütter Sturm laufen.
Foto: Steffen Rasche.

Friedhelm Noack, der Vorsitzende des Fördervereins, zeigt mit ausgestrecktem Arm auf die deutlich sichtbaren Wasserflecken hoch oben am Gewölbe. Jeder Regentropfen lässt die Flecken größer «aufblühen» . Das Wasser rinnt die Wandkehle hinunter. An den Seitenwänden bilden sich gelb-braune Flecken. Kein schöner Anblick inmitten der komplett neuen Innenmalerei. «Wenn hier nicht schnell etwas passiert, dann wird der Schaden immer größer» , zeigt sich der 68-Jährige Bergmann besorgt.

Die Kirche – und das ist in der Region eine absolute Besonderheit – ist Eigentum der Gemeinde Schipkau. Das Dach des roten Backsteinbaus im Stil der Neogotik ist so alt wie die 1905 erbaute Kirche selbst. Eine Neueindeckung hat es nie gegeben. Schon bei der Sanierung von Fassade und Innenraum Mitte der 90er-Jahre war die Dachhaut so kaputt, dass es durchregnete. Weil das Geld damals nicht reichte, konnten lediglich Reparaturarbeiten ausgeführt werden, um das Schlimmste zu verhindern. Die vielen gerissenen Ziegel, so erinnert sich Friedhelm Noack, konnten deshalb nicht ausgewechselt werden. Sie bekamen nur einen plastischen Überzug. Der Zahn der Zeit hat in der Zwischenzeit weiter genagt. Durch zahlreiche undichte Stellen kann das Regenwasser eindringen. Erst gestern gab es eine Begehung des Dachstuhls mit der Denkmalbehörde, einem Fachmann für Holzschutz und einem Dachdecker, um die Schäden aufzunehmen. Nach einem ersten Angebot kostet ein neues Dach für die Henriettenkirche mindestens 70 000 Euro, bestätigt Simone Herrmann aus dem Bauamt der Gemeinde. Diese Summe aufzubringen, ist ein gewaltiger Kraftakt. Einen Teil des Geldes hat die Gemeinde in den Haushaltsansatz für 2008 eingestellt. Der Förderverein ist dabei, Gelder anzusparen und Spenden aufzutreiben. Dazu kommen Fördermittel des Landes sowie Privatspenden wie die eines Heye-Nachfahren, der sich großzügig zeigt, wenn es um das Wohl der Kirche geht.

Sie zu erhalten, ist für die Annahütter ein Herzensbedürfnis, weil die Kirche fest zum kulturellen Leben im Ort gehört. Viele Konzerte beleben jährlich das Gotteshaus. Das nächste ist ein Akkordeon-Konzert am 9. März 2008 mit einer Künstlerin aus Jena.

 

Lausitzer Rundschau vom 13. Dezember 2007


Sommerfest zum 10. Geburtstag des Fördervereins Annahütte-Lausitz

Henriettenkirche gerettet

Noch Mitte der 90er-Jahre lag Annahütte im Dornröschenschlaf. Es schien, als hätte die Wende um die Gemeinde einen großen Bogen gemacht und der Ort sei in Vergessenheit geraten. Das Glaswerk, das Annahütte so bekannt gemacht hatte, gab es nicht mehr und nur die Aktivitäten des Karnevalsvereins kündeten von der Existenz der heute 1162 Einwohner zählenden Kommune.

Country-Tänzer vor der Henriettenkirche Annahütte  
Country-Tänzer vor der Henriettenkirche Annahütte. Das Sommerfest war ein voller Erfolg.
Foto: Bernd Balzer

"Wir Annahütter wussten: Wenn wir uns nicht selber helfen und etwas für den Ort tun – ein anderer macht’s nicht. Deshalb gründeten wir 1998, also vor zehn Jahren, den Förderverein Annahütte-Lausitz", erinnert sich der wieder gewählte Vorsitzende Friedhelm Noack. Die Gründungsmitglieder schrieben sich damals auf die Fahne: Wir kümmern uns um das Kulturerbe und setzen uns für den Erhalt der Henriettenkirche ein. Zum Glück bestehen heute noch enge Verbindungen zum Urenkel Edzard Rohland des Kirchenstifters Carl Theodor Heye. "Zum 100-jährigen Bestehen der Kircheneinweihung 2005 waren 32 Heye-Familienangehörige zu einem Familientreffen hier", so Friedhelm Noack weiter.

Und wenn die 20 Vereinsmitglieder heute Rückschau halten, können sie mit Stolz auf ihre Arbeitsergebnisse schauen. Viele Sanierungsarbeiten sind in der Kirche, die Eigentum der Gemeinde ist, erledigt worden. So konnte das Dach über der Sakristei neu gedeckt, die Ziermauern mit hohem finanziellen Aufwand wieder hergestellt, die bleiverglasten Kirchenfenster der Westfront überarbeitet und im Altarbereich ein neuer Teppich verlegt werden. Gern hätten die Vereinsmitglieder auch die alte Schule aus dem Jahre 1893 gegenüber der Kirche erhalten, doch es gab leider kein schlüssiges Nachnutzungskonzept, und die Vereine allein hätten die Betriebskosten nicht aufbringen können. Der Abriss im vergangenen Jahr war daher unumgänglich.

Und Träume? "Unsere größte Sorge ist das undichte Dach. Seit zehn Jahren kämpfen wir um die Neueindeckung. Jetzt, wenn alles gut geht, könnte die Sanierung losgehen. Finanzielle Mittel, auch über den Leader-Verein, stehen bereit. Wir hoffen, dass ab August/September mit den Arbeiten begonnen werden kann", ist der Vereinsvorsitzende vorsichtig optimistisch.

Zehn Jahre Förderverein Annahütte-Lausitz waren am Sonnabend auch ein guter Grund für ein zünftiges Sommerfest. Beim Frühschoppen, bei den flotten Country-Rhythmen und -Tänzen, dargeboten vom Country-Club Sedlitz, und bei der Blasmusik der Tröbitzer Blasmusikanten trafen sich die Annahütter auf dem Vorplatz der Kirche. Alle beteiligten sich am großen Quiz "Kennen Sie Annahütte", bei dem gefragt wurde: Wann wurde Annahütte, besser gesagt Särchen, zum ersten Mal urkundlich erwähnt? Wann wurde die Henriettenkirche eingeweiht? Wer war der Stifter der Henriettenkirche? Welches Jubiläum feiert Annahütte am 20. September 2008? Wie alt werden Feuerwehr und Schule an diesem Datum? Wie alt wurde die Kita «Glassternchen» am 12. Juli 2008?

Da das 1. Sommerfest sehr gut von den Annahüttern angenommen wurde, ist es möglich, dass auch 2009 zur gleichen Zeit und an gleicher Stelle wieder gefeiert wird. Und die Mitglieder des Fördervereins Annahütte-Lausitz würden sich bis dahin freuen, wenn noch mehr junge Menschen im Verein mitarbeiten würden.

Von Bernd Balzer

 

Lausitzer Rundschau vom 21. Juli 2008


Ein Segen für Annahütte  

ANNAHÜTTE. Vielleicht wäre die schwere Holztür schon längst für immer ins Schloss gefallen. Und die Henriettenkirche mitten im freien Verfall. Wenn es den Förderverein Annahütte-Lausitz nicht gäbe, und Wohltäter wie Dr. Edzard Rohland aus Bonn. Erst vor ein paar Tagen hat er wieder einen ordentlichen Batzen Geld gen Annahütte überwiesen – 10 000 Euro – , um die linke Stützmauer der Arbeiterkirche vor dem Einsturz zu retten.

Ein schnuckliges Backstein-Schlösschen. Mit putzigen Türmchen, hellrot-glänzenden Backsteinen und bunten Kirchenfenstern, die in der Sonne funkeln. Aber der Schein trügt. Dem betagten Gotteshaus regnet es durchs teilweise löchrige Dach, im Keller blühen die feuchten Kirchen-Mauern. «An Sanierung ist nicht im Traum zu denken» , sagt Friedhelm Noack, Chef vom Förderverein Annahütte, und kehrt ratlos die leeren Handflächen nach oben. 
Wenn’s in der Kirche zwischen Bergarbeiter- und Glaswerksiedlung drängt, muss sich der 64-Jährige was einfallen lassen. Aus den Kirchenkassen ist nichts zu erhoffen. Weil die Annahütter Kirche genau genommen keine richtige mehr ist. Nicht, weil bei den spärlichen Gottesdiensten gerade noch eine Hand voll ältere Damen auf den Holzbänken sitzt. Die Kirche ist seit zehn Jahren in Gemeindebesitz. Die evangelische Kirche konnte das ehrwürdige Haus nicht mehr unterhalten, übergab mit einem Handschlag an den Bürgermeister. Als Geld noch kein Problem war. Anfang der 90er-Jahre hat es zuletzt für eine leidliche Schönheitskur gereicht, innen und außen. 
Damit wenigstens das Ärgste behoben werden kann – wie der einsturzgefährdete Kellergang im vergangenen Jahr – muss das Gotteshaus fürs Weltliche herhalten. Seit 1998 öffnet der Förderverein die Kirchentore für Jazz- und Rock’n’Roll-Konzerte, im Dezember für das weihnachtliche Treiben: Gewinne werden für Notfälle gebunkert. 
Die neue Stützmauer kostet viel mehr, als Förderverein und die Gemeinde zusammenkratzen konnten. Dass am Montag trotzdem die Handwerker kommen, ist Dr. Edzard Rohland aus Bonn zu verdanken, einem Freund der Heye-Familie. Theodor Heye, Besitzer der Annahütter Fabriken und Siedlungen, hat das Haus im Gotik-Stil 1905 für seine Arbeiter errichten lassen. 10 000 Euro hat Rohland vor ein paar Tagen überwiesen. Es ist nicht das erste Mal, dass er oder die Heye-Stiftung den Annahütter Kirchenfreunden aus der Patsche helfen. 
Im nächsten Sommer, da steht die Henriettenkirche 100 Jahre, ist der Gönner hoffentlich unter den Geburtstagsgästen, sagt Friedhelm Noack. Bis dahin muss der Kirchen-Liebhaber ohne Kirchenausweis noch ein Wunder vollbringen: Geld für die rechte Stützmauer sammeln. Wie? «Keine Ahnung, aber auf unsere Art schaffen wir das.»

Lausitzer Rundschau 8. Mai 2004:

 


1998
1998

1998
1998